Der Weg in die Qualitätssicherung: Chancen für Berufseinsteiger:innen in der Biotechnologie
Quality Assurance Manager:in
Kurzbeschreibung zum Berufsbild
Als Quality Assurance Manager:in, kurz QA Manager:in, in einem Pharmaunternehmen bist Du für die Qualitätssicherung in Deinem Zuständigkeitsbereich, z.B. der Aufreinigung eines Wirkstoffs, verantwortlich. Du sorgst dafür, dass alle GMP-Regularien eingehalten werden und alle Mitarbeitenden die Bedeutung der Qualitätssicherung kennen, entsprechend geschult sind und arbeiten.
Berufsbilder-Interview
mit Dr. Sabine Rosskopf, Quality Assurance Managerin
Warum hast Du Dich für Quality Assurance (QA) entschieden?
Ich habe mich mit anderen Naturwissenschaftler:innen, die schon etwas weiter waren als ich, darüber unterhalten, welche Jobmöglichkeiten es in der pharmazeutischen Industrie gibt. So habe ich von der Qualitätssicherung erfahren und nach weiterer Recherche war ich der Meinung, dass mir die QA gut gefallen könnte. Außerdem war ich damals Teil eines Mentoring-Programms, in dem mich meine Mentorin mit in ihre Pharmafirma genommen und einen umfassenden Einblick ermöglicht hat. Dort konnte ich mir ein genaueres Bild von der Qualitätssicherung in einem Unternehmen machen und kam auch zu dem Schluss, dass mir QA besser liegt als beispielsweise die Forschung in einem Pharmaunternehmen.
Welchen Abschluss hast Du? Hast Du eine Weiterbildung absolviert und wie bist Du letztendlich zu Deinem ersten Job gekommen?
Ich habe einen Masterabschluss in “Molecular and Cellular Biology” an der Philipps-Universität Marburg erworben und anschließend in der Mikrobiologie zur Zellteilung von Alpha-Proteobakterien promoviert. Es gab verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten an der Universität, die ich wahrgenommen habe. Leider habe ich nach meiner Promotion viele Bewerbungen geschrieben und Interviews geführt, ohne eine finale Zusage zu bekommen. Wahrscheinlich fehlte mir die Berufserfahrung gegenüber meinen Mitbewerber:innen. Nach mehreren Monaten habe ich an einem ausführlichen und zertifizierten Qualitätsmanagement-Kurs von einer Weiterbildungsagentur teilgenommen, der von der Arbeitsagentur finanziert wurde. Ich habe nicht aufgegeben und habe am Ende das Angebot für ein zweijähriges Trainee-Programm bei meinem jetzigen Arbeitgeber bekommen, von dem ich nicht erwartet habe, dass ich eine Chance hätte.
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Was machst Du bei Deiner täglichen Arbeit typischerweise?
Mein Betrieb stellt biotechnologisch mithilfe von E. coli Insulin her. Ich bin für die Qualitätssicherung in den letzten Schritten der Wirkstoffaufreinigung zuständig. Die Produktion geschieht unter GMP-Richtlinien, woraus sich sehr vielfältige Aufgaben ergeben: Meine Kolleg:innen und ich bewerten beispielsweise den Einfluss von Abweichungen im Standardproduktionsprozess auf die Produktqualität. Wir führen Schulungen durch und sind für die Vor- und Nachbereitung von Audits und Inspektionen zuständig. Zudem koordinieren wir Änderungsanträge, falls sich etwas an unseren zugelassenen Prozessen ändert. Wir prüfen Jahresberichte zu unterschiedlichen Themen, wie z.B. den Reinräumen, und geben diese final frei und sind natürlich für Fragen unserer Kolleg:innen ansprechbar.
Wie flexibel kannst Du Dir Deine Zeit selbst einteilen? Musst Du am Wochenende arbeiten oder oft reisen?
Ich kann mir meine Arbeit bis auf ein paar feste Termine sehr flexibel einteilen. Ich muss nicht geschäftlich verreisen, es gibt keine Wochenend- oder Nachtarbeit und mehrere Tage pro Woche im Homeoffice zu arbeiten, ist gar kein Problem. Das 4er Büro, in dem ich arbeite, ist oft nur halb voll, weil immer jemand im Homeoffice ist. Ich persönlich bin aber gern vor Ort, um mich direkt mit meinen Kolleg:innen auszutauschen.
Welchen Aspekt Deiner Arbeit findest Du eher nervig? Was magst Du am liebsten?
Besonders nervig finde ich, wenn ich Mitarbeitenden lange hinterherlaufen muss, bis sie ihre Aufgabe erledigen und wenn Mitarbeitende sich beispielsweise sehr viel Zeit lassen, einen Bericht zu lesen. Wir QAs stehen am Ende der Kette, reviewen und unterschreiben Berichte als Letzte, sodass manchmal kaum mehr Zeit bis zur finalen Deadline ist.
Gut an meiner Arbeit finde ich die Vielfalt der Aufgaben und die Abwechslung. Außerdem reizt mich die Zusammenarbeit von Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen wie der Produktion, der Qualität und der Technik.
Welche Stärken und Fähigkeiten brauchst Du für Deinen Beruf?
Meine Strukturiertheit und Exaktheit sind sehr vorteilhaft in meinem Beruf. Außerdem sollte man eine gewisse Beharrlichkeit mitbringen, weil man dranbleiben muss, wenn nicht gleich alles verständlich ist oder mehrfach bestimmte Informationen erfragt werden müssen. Gute Kommunikation ist ebenfalls essenziell, um gut in einem Team mit ganz unterschiedlichen Charakteren zusammenzuarbeiten. Des Weiteren sollte man keine Probleme damit haben, viel zu lesen und Texte selbst zu formulieren, weil diese Tätigkeiten zum Alltag gehören.
Welche Tipps hast Du für alle, die sich auch vorstellen können, in Deinem Beruf zu arbeiten?
Lasst Euch nicht von Stellenanzeigen abschrecken, bei denen Ihr nicht alle Anforderungen erfüllt. Versucht es einfach. Aus jeder Bewerbung und jedem Interview kann man etwas lernen. Lasst Euch von Absagen nicht entmutigen und zögert nicht, Euch beim gleichen Unternehmen auf eine andere Stelle zu bewerben.
Autorin
Stefanie Rudolph (Master Industrial Biotechnology, Martin-Luther Universität, Halle-Wittenberg) engagiert sich in ihrer Freizeit leidenschaftlich bei der btS und möchte dabei anderen Studierenden beim Berufseinstieg helfen. Stefanie möchte Euch einen Einblick in die Berufswelt ermöglichen und interviewt hierfür Berufstätige aus der Life Sciences Branche.
Folgende Personen haben ebenfalls mitgewirkt: Carolin Krieger und Katja Gollas.