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Berufseinstieg im Start-Up, Mittelständler oder Big Player?

Welche Unternehmensgröße passt zu mir?

Eine Frage, die viele Studierende der Life Sciences, egal ob Biologie, Biotechnologie, Biochemie oder auch Bioinformatik im Rahmen der beruflichen Orientierung und der Jobsuche vereint, ist, in welchem Unternehmen Absolvent:innen nach dem Studium die ersten Schritte in der Industrie machen möchten. Viele zieht es dabei für den Jobeinstieg alleine schon aufgrund ihrer Bekanntheit eher zu den großen Unternehmen. Dabei kommt es bei der Wahl der Unternehmensgröße doch sehr auf die eigene Persönlichkeit an. Wir wollen Dir hier einen Überblick über die verschiedenen Unternehmensformen und deren Eigenschaften geben, um Dir bei dieser Entscheidung zu helfen.

Großunternehmen

In großen Unternehmen oder Konzernen findet man die komplette Wertschöpfungskette (Forschung & Entwicklung, Produktion & Qualitätsmanagement bis hin zu Marketing & Sales). Es ergeben sich viele Möglichkeiten, wie Weiterbildungen, internationale Tätigkeiten oder Wechsel innerhalb der unterschiedlichen Abteilungen. Große Unternehmen bieten eine hohe Jobsicherheit, eine geregelte Arbeitsumgebung, gute Aufstiegsmöglichkeiten in steiler Hierarchie, Betriebskantinen und eine gute Urlaubs- und Elternzeitplanung. Ebenfalls werden häufig gut organisierte Traineeprogramme angeboten, bei denen Du Einblicke in unterschiedliche Abteilungen erhalten kannst. Diese werden meist an frische Absolvent:innen und Promovierte vergeben. Sowohl die Bekanntheit und Prestige der Big Player als auch hohe Einstiegsgehälter sind für Berufseinsteiger:innen sehr verlockend. Allerdings sind in Großunternehmen die Bewerbungsprozesse häufig langwierig, da viele Personen in der Entscheidungsfindung involviert sind.

Das setzt sich auch im Arbeitsleben fort, denn bei großen Konzernen dauert es länger die allgemeine „Fahrtrichtung“ zu ändern, da die Entscheidungswege langsamer sind. Ebenfalls bist Du begrenzter in dem, was Du als Einzelperson bewegen kannst, da Entscheidungen von oben vorgegeben werden und Du ein kleiner Teil des großen Ganzen bist. Wer sich in dieser Gesamtheit gut wiederfindet, ist hier richtig aufgehoben. Wer Änderungen jedoch schneller umgesetzt sehen möchte und wem die Verwirklichung eigener Ideen wichtig ist, dem kann es hingegen schwerfallen, sich mit den Aufgaben wirklich zu identifizieren. Ein weiterer Punkt, den Du beachten solltest, ist, dass in großen Unternehmen häufig auch eine gewisse Anonymität unter den Mitarbeitenden herrscht, was je nach Persönlichkeit ein Vor- als auch ein Nachteil sein kann.

KMU – kleine und mittelständische Unternehmen

Im Mittelstand sind die Kommunikationswege kürzer und Entscheidungen werden schneller getroffen als in Großunternehmen. Durch flachere Hierarchien verfügst Du selbst über größere Entscheidungsmöglichkeiten und es besteht das Potential auch als Berufseinsteiger:in schneller in Positionen mit Verantwortung zu gelangen. In kleineren Unternehmen ist es häufig auch möglich im internationalen Kontext zu arbeiten, es gibt dazu allerdings meist nicht ganz so viele Möglichkeiten wie in einem Konzern.

Abhängig von der Position kann in einem mittelständischen Unternehmen mehr Arbeit auf einen zukommen, das lässt sich allerdings nur schwer pauschal sagen. Insgesamt kann die Arbeit dafür auch um einiges vielseitiger ausfallen. Hier sind die Aufgabenbereiche größer und man ist insgesamt freier aufgestellt als in einem Großkonzern. Wer also gerne individueller und nach weniger vorgegebenen Prozessen arbeitet, ist im Mittelstand gut aufgehoben. Auch wenn es hier vielleicht keine vollkommen durchstrukturierte Trainee- und Weiterbildungsprogramme gibt, wird auch in mittelständischen Unternehmen viel Wert auf die Entwicklung der Mitarbeiter:innen gelegt. Das Bewerbungsgespräch bietet eine gute Möglichkeit direkt einmal nachzufragen, welche Möglichkeiten sich hier bieten.

Was den Wechsel in der Unternehmensgröße angeht, sieht man seltener den Weg von kleinen oder mittelständischen Unternehmen zum Großkonzern, da dies einen Schritt zu weniger Selbstständigkeit bedeuten kann. Häufiger ist ein Wechsel vom Big Player in den Mittelstand. Allerdings kommt es hier auch immer auf die Erfahrung und die persönlichen Wünsche an, die Bewerber:innen mitbringen.

Start-up

Das höchste Level an Kreativität und Freiheit lässt sich wohl in einem Start-up erreichen. Da die Aufgaben in einem Start-up sehr vielfältig und breit aufgestellt sind, ist häufig insgesamt mehr zu tun als in einem größeren und etablierten Unternehmen. Dies bedeutet auch, dass Du häufiger mal außerhalb Deiner persönlichen Komfortzone arbeiten musst. Dadurch hast Du jedoch auch eine sehr steile Lernkurve und tolle Möglichkeiten, Dich persönlich zu entwickeln. Allgemein kannst Du in einem Start-up mehr Einfluss nehmen und neue Prozesse mitgestalten als in einem Großunternehmen. Deshalb fällt es Mitarbeiter:innen von Start-ups auch meist leicht sich mit ihrer Arbeit und ihren Aufgaben zu identifizieren. In einem Start-up geht es familiär und persönlich zu. Der Altersdurchschnitt ist häufig eher niedrig und der Arbeitsalltag meist nicht so stark durchstrukturiert. Da Du in einem Start-up eventuell eine hohe Eigenverantwortung hast, nicht alles in geordneten Bahnen verläuft und Du gegebenenfalls auch flexibel sein musst, kann der Arbeitsalltag auch stressig werden. Im Vergleich zu einem etablierten Unternehmen gibt es in einem Start-up mehr Unsicherheiten, da insbesondere nach Neugründungen die Finanzierung des Unternehmens noch nicht ganz sicher ist. Dies schlägt sich meist auf die Gehälter der Mitarbeiter:innen nieder, die nicht vergleichbar mit denen eines Großkonzerns sind. Sind gerade Finanzierungsrunden des Start-ups abgeschlossen, ist aber auch hier über mehrere Jahre Job-Sicherheit gegeben. Natürlich muss jede:r für sich selbst entscheiden, wie viel Sicherheit er/sie persönlich benötigt, aber meist ist gerade die Zeit direkt nach dem Studium die beste, um ein höheres Risiko einzugehen und dafür einen breiten Erfahrungsschatz zu sammeln.

Fazit

Für alle der vorgestellten Unternehmensformen gilt: Dein persönlicher Typ entscheidet, wo Du Dich am wohlsten fühlen wirst. Evaluiere also für Dich selbst, welche Punkte Dir in Deinem Arbeitsleben wichtig sind und suche damit nach der zu Dir passenden Unternehmensform. Aber auch hier gilt natürlich, dass es innerhalb der Kategorien auch zwischen Unternehmen wieder starke Unterschiede geben kann. Die Notwendigkeit einer Promotion spielt bei der Wahl der Unternehmensgröße eigentlich keine große Rolle, da in allen Unternehmensformen Bachelor-/Masterabsolvent:innen sowie Promovierte eingestellt werden. Hier kommt es dann eher auf das Berufsbild selbst an.

Ob Du letztendlich in einem Start-up, mittelständischen Unternehmen oder in einem Konzern mehr Stress hast oder glücklicher bist, ist von Unternehmen zu Unternehmen ganz unterschiedlich und hängt neben Deiner Persönlichkeit auch sehr vom Arbeitsumfeld und der Unternehmenskultur ab.

Wenn Du Unterstützung bei Deiner Entscheidungsfindung benötigst, schau doch mal bei unserem kostenfrei nutzbaren Tool ScieMatch vorbei. Hier stellen wir Dir nicht nur diverse Fragen, die Dir bei Deiner persönlichen Evaluation helfen können, zu welchem Unternehmen aus dem Life Sciences Bereich Du passt, sondern bringen Dich auch direkt in Kontakt mit diesem.

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Weitere wertvolle Tipps

  • Sammle während des Studiums so viel Praxiserfahrung wie möglich, durch Werkstudentenstellen, Praktika, Tagungen und Konferenzen, Ehrenamt oder Auslandserfahrungen. Dies hilft dabei herauszufinden, was Dir Spaß macht und liegt. Denk bei jedem Arbeitsverhältnis daran, Dir ein Arbeitszeugnis ausstellen zu lassen!

  • Jede Tätigkeit oder Erfahrung schult unsere Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit und Teamfähigkeit.

  • Persönliche Fertigkeiten, Hobbies, Tätigkeiten außerhalb des Studiums, Authentizität und sich selbst gut präsentieren zu können sind für die Einstellung, egal welche Unternehmensform, sehr wichtig.

  • Karrierewege, die auch mal von der Norm abweichen sind in allen Unternehmensarten ebenfalls gern gesehen und tragen zu heterogenen Abteilungen innerhalb des Unternehmens bei.

  • Siehe jede Berufsentscheidung nicht als Tunnel oder Einbahnstraße, sondern mehr als Experiment, das am Ende zum Gesamtpaket beiträgt, das Dich persönlich ausmacht!

Autor:innen

Kim Wagner (Master Molekulare Biotechnologie, TU München) mit Unterstützung durch Jana Juli (Promotion Pharmakologie, JLU Gießen) und Johann Liebeton (Master Bioentrepreneurship, CBS).

Als Mitglieder der btS möchten sie ihre Erkenntnisse der Podiumsdiskussion "Start-Up, KMU oder Big Player?" der ScieCon 2021-I mit Euch teilen.